Samstag, 14. März 2020

Trauzeugin - Teil 1 - Auf der Suche nach dem perfekten Kleid



Meine Lieben,

angesichts einer fast zweimonatigen Blogpause haben sich schon manche gefragt, ob es mich noch gibt. Ja, keine Angst, alles in Ordnung! Einfach viel Arbeit und (hoffentlich) keinen Virus.

Bevor ich zu meinen aktuellen Erlebnissen komme, muss ich Euch kurz die Vorgeschichte erzählen. Meine Stammleserinnen und -leser kennen ja bereits meine beste Freundin Chrissie und besonders aufmerksame von Euch haben auch schon mitbekommen, dass sie in freudiger Erwartung ist. Als wir im Jänner zu dritt vorbei an der Wiener Staatsoper unterwegs waren, haben  Chrissie und ihr lieber Lebengefährte Robert mich zu Seite genommen ... sie müssen mir etwas sagen. Sie wollen heiraten und Chrissie will mich als Trauzeugin! Ich war natürlich unheimlich gerührt und habe gleich ja zu dieser ehrenvollen Aufgabe gesagt.

Mittlerweile schreiten die Vorbereitungen sehr munter voran. Es soll im Sommer ein großes Fest zu Taufe des Babys geben und eine kleine standesamtliche Vermählung noch vor der Geburt. Dafür haben wir rasch einen Termin gefunden, der uns allen passt. Die nette Standesbeamtin weiß auch schon über meine etwas spezielle Situation Bescheid und findet das offenbar sehr cool. Leider war dies noch vor der Corona-Krise und so können wir nur hoffen, dass diese möglich bald wieder vorbei ist und die Hochzeit zum vorgesehenen Termin stattfinden kann.

Wir bleiben einmal optimistisch und bereiten uns für dieses für uns alle sehr aufregende Ereignis vor. Chrissie hat bereits ihr Brautkleid gefunden - ein Traum aus weißer Spitze, in dem sie wunderschön aussehen wird! Es wurden auch schon Pläne für davor und danach geschmiedet, doch davon erzähle ich Euch, wenn wir wissen, ob es überhaupt zustande kommt. Aber die liebe Braut ist wirklich eine beste Freundin, die nicht nur für sich und Ihrem Bräutigam den schönsten Tag haben möchte, sondern der auch mir ein unvergessliches Erlebnis bereiten will. So sollen wir beide von einer professionellen Visagistin geschminkt werden und sie will sogar ein Blumenarmband für mich organisieren.

Da darf natürlich auch mein Kleid nicht nachstehen und so haben wir uns für letzten Freitag einen Bummel in Baden bei Wien vereinbart. Schon um 8h30 bin ich bei Chrissie, da wir bereits um 9h bei einer Visagistin für mein Probe-Make-up sein sollen. Ich werfe mich rasch in ein schwarzes Kleid mit weißen Pünktchen, weiße Sneaker (! - was sagt Ihr jetzt?) und meinen alten Trenchcoat und wir machen uns mit einer kleinen Verspätung auf den Weg. Für mich ein sehr komisches Gefühl, ganz ungeschminkt durch Baden zu laufen, noch dazu wo uns der kalte Wind die Frisuren zerstürmt. 

Im Make-Up Studio werden wir von Ursula, der sehr sympathischen Visagistin empfangen, der es offensichtlich Spaß macht, mich zu schminken. Und sie macht das ganz hervorragend, wie auch Chrissie findet. Sie schafft es, meine Augen etwas großer und meine schmalen Lippen etwas voller zu machen. Bei der Hochzeit sollen dann noch künstliche Wimpern kommen. Nach über einer Stunde, in der wir uns auch sehr nett unterhalten haben, machen wir uns wieder auf den Weg.

Nach einem Fotostopp bei der Badener Pestsäule und einem kurzen Zwischenstopp bei Aust Fashion, wo wir erfolglos nach einer Paschmina für Chrissie fragen, ist die nächste Station das Queens, unsere Lieblingsboutique, in der ich schon einige schöne Stücke gefunden hatte (siehe hier und hier). Die liebe Ilse - sie ist die Inhaberin dieses wundervollen Geschäftes - hatte sich schon im Vorfeld etwas für mich überlegt. Wir waren etwas früher als vereinbart im Geschäft und plaudern so lange mit der ebenfalls sehr netten Verkäuferin und Chrissie probiert eine süße weiße Bluse mit schwarzen Punkten. Bald kommt auch Ilse und es ist an mir, mit ein paar Kleidern in der Kabine zu verschwinden. 

Als erstes probiere ich Ilse´s Favorit, ein knielanges, zart-rosa Kleid  mit Fledermausärmel. Vorausschauend habe ich mir nude Lackpumps mitgenommen, die ich mir schon vor längerer Zeit gekauft hatte und für diesen Anlass perfekt sind. Als ich aus der Umkleidekabine komme, ist Chrissie sprachlos und zu Tränen gerührt! Wir sind uns alle gleich einig - das ist es! Dann kommt auch Robert vorbei, und meint: "Das sieht gut aus!" Dass die Suche so einfach sein wird, hätte ich nicht gedacht. 

Natürlich probiere ich auch die anderen Kleider. Ein langes Blümchenkleid sieht zwar am Kleiderbügel entzückend aus, nicht aber an mir. Ich bin nicht einfach der Typ für Kleider mit Spaghettiträger. Süß fand ich auch das längere, hellblaue Kleid mit V-Ausschnitt, aber auch das hatte keine Chance gegen das rosa Modell. Wir plaudern noch ein wenig über die besorgniserregende Situation und erfahren, dass das Geschäft - wie alle anderen in Österreich - am darauf folgenden Montag wegen des Corona-Virus´ zusperren muss. Um davor den Umsatz ein klein wenig anzukurberln, kaufen wir auch die Bluse für Chrissie.

Als nächstes schauen wir in eine kleine Boutique, in der sich Chrissie eine Paschmina zurücklegen ließ. Vor dem Kauf sollte auch ich mein Urteil darüber abgeben. Dieses fiel eindeutig zugunsten dieses traumhaften, beigen Tuches aus einer edlen Kaschmir-Seidenmischung aus. Es passt wunderbar als Ergänzung zu Chrissie´s Brautkleid und auch zu meinem Trauzeuginnenkleid, sodass wir auf den Fotos auch gemeinsam sicher toll aussehen werden.

Nun ist es Mittag und der Hunger treibt uns zum San Marco, einem sehr schönen italienischen Lokal, in dem auch das Mittagessen nach der standesamtlichen Hochzeit stattfinden soll. Nach ein paar Minuten kommt auch Robert mit Raphi, einem der älteren Sprösslinge von Chrissie. Wir haben viel Spaß und genießen das köstliche Essen. Natürlich fühle ich mich geschmeichelt, als mich der nette Kellner beim Bringen des Essens mit "Signora" anspricht. Wir werden auf einen Grappa eingeladen, mit dem Robert und ich anstoßen.

Leicht erschöpft wird es nun Zeit für den Heimweg. In Chrissie´s und Robert´s schöner Wohnung probiere ich noch ein paar andere Kleider, die ich Euch aber erst beim nächsten Mal vorstellen werde. (Da ist noch ein grünes Cocktail-Kleid dabei, welches ich mir sicherheitshalber auch behalten habe. Eine Dame von Welt braucht schließlich mehr als ein festlicheres Kleid, meint Ihr nicht auch?)

Bis dahin halten wir uns und allen anderen die Daumen, dass die Corona-Spuk bald wieder vorbei ist und vor allem möglichst viele von dieser heimtückischen Krankheit verschont bleiben.

Mit dem fertigen Make-up bei der sehr sympatischen und talentierten Visagistin Usula
Das obligatorische Pestsäulenfoto. Nicht so obligatorisch: Nadinchen in Sneakers - sehr bequem!
In unsrer Lieblingsboutique - sie hat die schönsten Kleider und die netteste Inhaberin.
Mein Kleid ist leider nicht von ihr.


Gleich das erste Kleid ein Volltreffer!